Goldman Sachs: So tief steigt die Investmentbank in Krypto ein

Goldman Sachs – ein Name, der für Finanzkompetenz steht. Das 1869 gegründete Unternehmen beschäftigt weltweit fast 50.000 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von rund 47 Milliarden US-Dollar. Diese beeindruckende Geschichte spiegelt das Ansehen der New Yorker Investmentbank wider. Anfangs skeptisch und oft ablehnend, hat sich der Wall-Street-Riese in den letzten zwei Jahren zunehmend Kryptowährungen und Blockchain-Technologie zugewandt. Dies signalisiert eine Verschiebung hin zu institutioneller Akzeptanz und eröffnet einen Blick in zukünftige Möglichkeiten.

Canton Network: Eine führende RWA-Plattform

Reale Vermögenswerte stellen einen der vielversprechendsten Trends der Branche dar. Sie sind keine vorübergehende Modeerscheinung, sondern bergen ein großes Potenzial, insbesondere für große Finanzinstitute. Das Kernkonzept dreht sich um die Tokenisierung von Sachwerten. Dazu gehören Aktien, Wertpapiere, Immobilien oder sogar Kunst – im Grunde alles, was einen Wert hat. Larry Fink, CEO von BlackRock, sieht darin eine bahnbrechende Anwendung der Blockchain: „Die Zukunft der Märkte und Wertpapiere liegt in der Tokenisierung. Sobald sie auf der Blockchain sind, funktioniert es so: Jeder von uns hat seinen eigenen Code, mit dem wir überwachen können, wer kauft und verkauft. Und die sofortige Abwicklung wird das gesamte Ökosystem verändern.“

Goldman Sachs scheint diese Ansicht zu teilen. Über das Canton Network fungiert das Unternehmen als Validierer für eine der größten Plattformen für reale Vermögenswerte und arbeitet dabei mit der Deutschen Börse, Microsoft, Deloitte und mehreren anderen Unternehmen zusammen. Das 2023 gegründete Netzwerk unterstützt in erster Linie RWA-Projekte. Es unterscheidet sich deutlich von herkömmlichen Blockchains. Vereinfacht ausgedrückt fungiert Canton als private Blockchain-Umgebung, die auf die Wall Street zugeschnitten ist. Sie ist effizient, sicher und speziell für den Finanzsektor konzipiert – weist aber nicht die Grundprinzipien traditioneller Kryptowährungen auf. Sie wird von großen Institutionen verwaltet und verfügt weder über anonyme Validierer noch über eine Community-Governance. Das System ist vollständig zentralisiert und privat und kann nur auf Einladung genutzt werden. Dies steht im krassen Gegensatz zu dem offenen und grenzenlosen Charakter, der typischerweise mit Kryptowährungen assoziiert wird.

Für den traditionellen Finanzsektor ist dieses Projekt vielversprechend. Mehrere wichtige Meilensteine wurden bereits erreicht: die Emission der ersten digitalen Anleihe in britischen Pfund, die Einführung der ersten grünen Anleihe mit Multi-Währungsabwicklung und die Einführung der ersten Anleihe unter Verwendung einer CBDC. Noch bemerkenswerter: Von den seit 2020 abgewickelten Anleihen im Wert von 4,6 Milliarden US-Dollar entfallen über 50 Prozent auf das Canton Network, wobei allein im Jahr 2024 1,1 Milliarden US-Dollar emittiert wurden. Es ist Marktführer. Der Weg bis zur breiten institutionellen Akzeptanz ist jedoch noch lang: Laut Statista (aktuellste Daten aus dem Jahr 2023) wird der gesamte Anleihenmarkt auf über 130 Billionen US-Dollar geschätzt. Folglich machen die tokenisierten Anleihen des Canton Network nur 0,0035 Prozent des Gesamtmarktes aus.

Goldman Sachs betreibt innerhalb dieses Netzwerks eine eigene Plattform: die Digital Asset Platform. Das Unternehmen hat bereits Anleihen tokenisiert, darunter eine 100-Millionen-Euro-Transaktion mit der Europäischen Investitionsbank. Wie Bloomberg berichtet, beabsichtigt das Unternehmen nun, dieses Projekt in eine eigene Einheit auszugliedern und mit großen Institutionen im Bereich der Anleihen-Tokenisierung zusammenzuarbeiten.

Goldman Sachs hält 2 Milliarden Dollar in Krypto-ETFs

Goldman Sachs blieb Kryptowährungen lange Zeit skeptisch gegenüber. Im Sommer 2023 bezeichnete CEO David Solomon Bitcoin als „spekulative Anlage“ ohne konkreten Anwendungsfall. Er erkannte jedoch dessen Potenzial als Wertaufbewahrungsmittel, ähnlich wie Gold. Im Aktionärsbrief 2024 korrigierte die Investmentbank ihre Position subtil. Kryptowährungen würden sich voraussichtlich weiter verbreiten, den Wettbewerb im Finanzsektor verschärfen und ein transformatives Potenzial besitzen. Die Skepsis drehte sich vor allem um regulatorische Bedenken: Damals fehlte noch ein klarer Rechtsrahmen. Zudem wurden Sicherheitsrisiken hervorgehoben.

Kurz darauf begann auch Goldman Sachs, in Kryptowährungen zu investieren. Die Investmentbank hält laut einem Bericht an die US-Börsenaufsicht SEC Bitcoin und Ethereum im Wert von zwei Milliarden US-Dollar (Stand: Februar 2025). Die Bank hält rund 1,3 Milliarden US-Dollar im Bitcoin-Spot-ETF IBIT von BlackRock und 300 Millionen US-Dollar in Fidelity. Hinzu kommen 500 Millionen US-Dollar in Ethereum, die sich gleichmäßig auf BlackRock und Fidelity verteilen. Insgesamt stieg das Kryptowährungsportfolio der Bank im Vergleich zum Vorquartal um 50 Prozent. Es bleibt unklar, ob diese Vermögenswerte für die eigene Bilanz oder im Auftrag von Kunden gehalten werden.

Quellen

  • Digitale Anleihen im Kantonsnetz

Eine Quelle: btc-echo.de

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